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Menschliches Elende

Andreas Gryphius


 





 
 

Was sind wir Menschen doch? ein Wohnhaus grimmer Schmerzen /
      Ein Ball des falschen Glücks / ein Irrlicht dieser Zeit /
      Ein Schauplatz herber Angst / besetzt mit scharfem Leid /
Ein bald verschmelzter Schnee / und abgebrannte Kerzen /

Dies Leben fleucht davon wie ein Geschwätz und Scherzen.
      Die vor uns abgelegt des schwachen Leibes Kleid /
      Und in das Toten-Buch der großen Sterblichkeit
Längst eingeschrieben sind / sind uns aus Sinn und Herzen.

      Gleich wie ein eitel Traum leicht aus der Acht hinfällt /
      Und wie ein Strom verscheust / den keine Macht aufhält:
So muß auch unser Nam' / Lob / Ehr' und Ruhm verschwinden /

      Was itzund Atem holt / muß mit der Luft entfliehn
      Was nach uns kommen wird / wird uns ins Grab nachziehn /
Was sag ich? wir vergehn wie Rauch von starken Winden.

1643

 

 
 

© Andreas Gryphius